Jenaer Fußball-Schiedsrichter Herbert Leder wird heute 85
„Gepfiffen wie Roland Fischer“
Jena. Noch heute beteiligt sich der einstige Fußball-Schiedsrichter und vor allem legendäre Ansetzer Herbert Leder aus Jena an den regelmäßigen Zusammenkünften der früheren Funktionäre des Bezirksfachausschusses, später Ostthüringer Fußballbezirk, in der Linzmühle, und auch denen des Kreisfach- bzw. Kreisfußballauschusses Jena und Jena-Saale-Orla in Drackendorf. Heute feiert der ehemalige Industriekaufmann bei Schott Jena seinen 85. Geburtstag.
Geboren wurde der spätere DDR-Liga-Referee im tschechischen Bernsdorf (bei Trutnov) und kam nach dem 2. Weltkrieg nach Thüringen. In Jena besuchte Herbert zunächst die Grund- und später die Erweiterte Oberschule (heute Gymnasium). Nach der Lehre war der Industriekaufmann beim Jenaer Betrieb VEB Jenaer Glaswerk Schott & Gen. beschäftigt. Auch sportlich blieb er seinem Arbeitgeber treu und wurde Mitglied bei der BSG Motor Schott Jena, wo er 1958 die Schiedsrichter-Prüfung ablegte. Damit begann eine anspruchsvolle Karriere. Leder qualifizierte sich über Kreisliga, Bezirksklasse und –Liga für die zweithöchste DDR-Spielklasse, die Liga. Als solcher durfte der Jenaer sogar in der DDR-Oberliga an der Seitenlinie assistieren. Bei allen seinen Spielen, es waren weit über 1500, stand immer der Spaß am Spiel im Vordergrund. Leider musste er 1996 die Pfeife aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen, war aber bereits seit 1969 als Ansetzer für die Schiedsrichter im KFA Jena-Stadt tätig. Ab 1981 wurde dem Jenaer die Verantwortung für die Schiedsrichter im Bezirk Gera mit seinen 13 Fußballkreisen übertragen. Zu jeder Tag- und Nachtzeit konnte er „seine“ Referees anrufen und sie bitten, Spiele zu übernehmen. Ansonsten waren sie vorab schon per Postkarte angesetzt worden.
Gern erinnert sich Herbert an so manch schöne Geschichte in seiner langen ehrenamtlichen Laufbahn. „Ich war mal als Linienrichter bei Ex-Oberliga-Schiedsrichter Heinz Planer in Zeitz dabei, als die Zeitung über das Spiel berichtete und Planer als sehr lautstark beschrieb.“ Im Nachhinein hatte sich das aber als Druckfehler erwiesen, weil Planer nicht lautstark, sondern laufstark war. Oder: „Horst Jatzek, ein bekannter Jenaer Spieler und Trainer, kam nach einem Spiel mal auf mich zu und meinte: Du hast heute gepfiffen wie Roland Fischer!“ Das war aber nicht als Lob für den Jubilar gedacht, sondern bezeichnete eher das Gegenteil.
Text & Fotos: Manfred Malinka