Schiedsrichterausschuss mit neuem Lehrwart
Gera/Bad Lobenstein.
Es gibt leider zu wenige Fußballer, die den Weggehen, den jetzt der gebürtige Geraer und jetzt bei Hof lebende AndreasSafra geht. Aktiver Fußballer, später Übungsleiter und jetztSchiedsrichter, das bekommen nicht viele hin. Und wollen das vielleichtauch nicht. Der 46-jährige gelernte Facharbeiter für Tief- und Gleisbau,staatlich geprüfter Bau- und Umweltschutztechniker aber schon. Erst vorvier Jahren reifte beimstaatlich geprüften Bautechniker undjetzigem Offizier der Bundeswehr der Entschluss, nachdem erimHofer Lande, seinem jetzigen Lebensmittelpunkt, noch als Spieler undTrainer aktiv war, nur noch als Schiedsrichter zu agieren und denFußball mal aus dieser Perspektive kennen zu lernen. Erst mit 14 Jahren kam „Schwelle“, wie er aufgrund seinerBerufsausbildung im Gleisbau nur genannt wird, zum Fußball. Nach demTod seiner Mutter 1988 war die BSG Modedruck Gera, später TSV 1880Gera-Zwötzen, seine erste Station unter Trainer Mike Brümmer, welchenAndreas sehr schätzt. Diese Zeit, genau zur Wende, prägte den Fußball-Narr und er wird sie nie vergessen. Auch, weil sich schon sportlicheErfolge eingestellt hatten. Er war als Spieler letzter Kreis-Kinder- undJugendspartakiadesieger der DDR und war in der Wendezeit mit demTSV Zwötzen oft in Geras Partnerstadt Nürnberg, wo die Geraer anvielen Turnieren teilnahmen. So bei DJK Sparta Noris oder beim SVReichelsdorf. Auch beim VfR Hangelar in Nordrhein-Westfalen, wohinheute noch Geraer Verbindungen bestehen, bei der TSG Weinheim oderin Schwetzingen wurden Turniere gespielt.Als Andreas ins A-Juniorenalter kam, bekam er mit André Gerstenbergereinen Trainer, der einen ganzen Lebensabschnitt prägte. „Gerste“,stellvertretender Abteilungsleiter, brachte den damals 18-Jährigen nichtnur als Spieler weiter, sondern gab ihm früh Verantwortung alsÜbungsleiter einer C-Juniorenmannschaft. Selbst spielte er in derLandesliga Thüringen und jedes Spiel, sowie verschiedeneTrainingslager, haben den jungen Andreas reifen lassen. Als „Gerste“zum 1. FC Gera 03 als Trainer der A-Junioren gewechselt ist, holte erseinen Schützling nach und übergab ihm die B-Junioren als Coach. Auchdiese Altersklasse brachte eine sehr erfahrungsreiche Zeit in derThüringenliga.Seit 1997 ist Andreas Safra bei der Bundeswehr beschäftigt, hat soebenSilberne Hochzeit mit seinem Dienstherr gefeiert. Als Offizier am
Standort Hof lebt er in einem kleinen Ort nahe der Thüringer Grenze undhat dort seinen Lebensmittelpunkt und Heimathafen gefunden.Zum Schiedsrichter-Hobby hat sich der 1,72 m große und 71 Kilo-Mannselbst gebracht. Es war seine innere Einstellung, weil er seineLeidenschaft zum Laufen mit dem Fußball kombinieren könnte. Derleidenschaftliche Fußballer genoss eine sehr gute Ausbildung in derGruppe Wackersdorf/Schwandorf (Oberpfalz) und seine Erfahrungen aufdem Platz als Spieler und Trainer machten ihm von Beginn an dieLeitung eines Fußballspieles leicht. Dazu kam bestimmt auch seine 25-jährige Berufserfahrung, die ihm die verbale und nonverbaleKommunikation mit Spielern und Trainern einfacher machte. „Ich habenoch nie die Überlegung gehabt, als Schiedsrichter aufzuhören, imGegenteil. Ich setze mich dafür ein, dass wir eine Sprache sprechen“, istder 46-Jährige ein bisschen stolz. Er hat auch schon Vorträge gegenRassismus, Sexismus und Homophobie gehalten, weil er davonüberzeugt ist, dass das alles nichts mit Sport zu tun hat.Als einen Beweggrund, Referee zu werden, sagt er: „Ich habe früher alsSpieler und Trainer oft auf die Schiedsrichter geschimpft. Von Anfang anhatte ich mir vorgenommen, als Schiedsrichter nie ein Spiel allein durcheinen Pfiff zu entscheiden.“ Und dies gelingt ihm scheinbar gut.Regelkenntnis und das nötige Fingerspitzengefühl bei der Umsetzunggehören unbedingt dazu, weiß der Schiedsrichter, der bislang 113Partien geleitet hat. Umso beachtlicher ist jetzt der Einstand als Lehrwarteines so großen Fußballkreises. Der bisherige, Felix Kettner, hatte imersten Halbjahr 2021 aus persönlichen Gründen bekannt gegeben, dasser sein Amt nicht mehr ausüben kann. Im Juni kam Obmann Tarik El-Hallag mit der Frage auf Andreas zu, ob er sich solch eineverantwortungsvolle und zeitaufwändige Tätigkeit vorstellen könne.Beruflich ohnehin schon als Ausbilder im Einsatz, war das eine guteVoraussetzung für eine Mitarbeit im Ausschuss und er sagte zu. AlsSchiedsrichter auf dem Platz will der erfahrene Sportler denMannschaften, die zwei-, drei Mal wöchentlich trainieren, das geben, wassie von einem Schiedsrichter erwarten. Und selbst erwartet derKreisoberliga-Schiedsrichter einen respektvollen Umgang mit derGegenseite. Er scheut sich nicht davor, auch mal in der Kreisklasse oderein F-Juniorenspiel zu leiten. Andreas fühlt sich wohl in der Schieri-Aufgabe, es macht ihm Spaß und er hat das Gefühl, von denMannschaften respektiert zu werden. „Das will ich auch noch viele Jahremachen und parallel dazu als Lehrwart tätig sein. Hier will ich mich nochmit den vom DFB angebotenen Modulen qualifizieren“, meint derehemalige Geraer. Mit der neuen Aufgabe bleibt natürlich die Freizeit
eingeschränkt. Aber sportlich betätigt sich der Athlet schon drei Mal wöchentlich im Fitnessstudio und absolviert mindestens zwei Laufeinheiten mit Intervalltraining in der Woche. Seine beiden Hunde Mika und Aida begleiten ihn beim Laufen. Ansonsten genießt er als Ausgleich gern mal die Ruhe bei langen Wanderungen oder Saunabesuchen. Ein Vorbild im eigentlich Sinne hat Andreas nicht „Ich will ich sein.“ Aber er achtet die Leistungen eines Schiedsrichters Collina, eines Trainers Klopp, eines Spielers Alonso oder eines Politikers Obama. Als Höhepunkt seines kurzen Schiedsrichter-Lebens nennt er das Regional-Pokalfinale zwischen dem TSV Oppurg und dem FSV Orlatal, das ohnehin immer ein tolles Derby ist. „Ich persönlich mag genau solche Spiele.“ Dass er als Hofer für den VfR Bad Lobenstein Spiele leitet, begründet der gebürtige Geraer damit, dass er aufgrund seiner schönen Jugendzeit und dem Erlebten in Gera dem Fußball etwas als Schiedsrichter zurückgeben will.
Foto: Lehrwart Andreas Safra. Foto: Manfred Malinka