Zweiter Teil des 9. TFV-Verbandstages trotz Abstimmungsmarathons kürzer als erwartet
Udo Penßler-Beyer, der Präsident des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), hat sich verschätzt. Statt der von ihm im Interview mit dem Ausschussvorsitzenden für Öffentlichkeitsarbeit zuvor erwarteten fünf bis sechs Stunden Dauer bei der Fortsetzung des 9. Verbandstages, der wieder nur virtuell durchgeführt werden durfte, konnte der Schulleiter eines Gymnasiums in Mühlhausen schon nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden zum Schlusswort ansetzen. Dabei gehörten sogar noch knapp 25 Minuten davon den Auslosungen im Landespokal der Männer und Frauen und der Qualifikationsrunde für die Oberliga (wir berichteten).
Aber nicht nur wegen der Kürze der Beratung des höchsten Organs des mitgliederstärksten Sportfachverbandes in Thüringen war Penßler-Beyer zufrieden. Er lobte die 80 von 94 online zugeschalteten Delegierten für ihre disziplinierte und konstruktive Mitarbeit. In die Anerkennung schloss er nachdrücklich auch das Team um Geschäftsführer Thomas Münzberg von der Geschäftsstelle mit ein. Es habe diese umfangreiche Videokonferenz nun schon zum zweiten Mal perfekt organisiert.
Nach einer Schweigeminute für die seit dem 30. Januar 2021 verstorbenen Gerhard Frankenstein und Hans-Günter Hänsel begann der Abstimmungsmarathon der 135 Anträge. Der wurde von Udo Penßler-Beyer und Bertram Schreiber – er wurde im Januar zum Vizepräsidenten Spielbetrieb und Recht gewählt - in souveräner Art und Weise gemeistert.
Zunächst wurden die Anträge zur Spielordnung behandelt. Hier erhielten die Vorlagen des Vorstandes in den meisten Fällen klare Mehrheiten. Zugestimmt wurde aber auch einem Antrag des KFA Ostthüringen (SV 1879 Ehrenhain), wonach in einer Spielgemeinschaft jede Mannschaft angerechnet wird, sofern mindestens sechs Spieler des betroffenen Vereins hier spielen. Auch der Gedanke zur Bildung von Spielgemeinschaften aus drei Vereinen (KFA Westthüringen) erhielt ebenso die Mehrheit wie der vom KFA Nordthüringen, der die Befreiung der Gestellung von Nachwuchsmannschaften im ersten Jahr nach dem Aufstieg vorsieht.
Erfolg hatte der KFA Westthüringen mit der Streichung von § 19, Ziffer 5 (5), Wechsel innerhalb eines Vereins, Damit erhöht sich die Möglichkeit der regelmäßigen Teilnahme am Spielbetrieb ihrer Stammmannschaft (unterklassig).
Sven Wenzel, der Vorsitzende des Spielausschusses, warb für den Vorstandsvorschlag, dass Spieler nach eine Roten Karte längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen für andere Vereinsmannschaften gesperrt werden. Damit habe man eine Vorreiterrolle in Deutschland inne, sagte er.
Durchsetzen konnte sich der Verbandsvorstand auch mit einem Antrag zur Änderung der Grundsätze und Empfehlungen bei der Bildung von Spielgemeinschaften (Anlage 2). So tritt zum 01.07.23 in Kraft, dass Spielgemeinschaften nur noch auf Kreisebene möglich sind. Damit hätten die Vereine genügend Zeit, um sich darauf vorzubereiten, betonte der Befürworter. Dagegen wurden Anträge, die vorsahen, dass sowohl die Orts- als auch die Vereinsnamen in einer SG genannt werden, abgelehnt.
Keine Diskussion gab es beim Zweit- und beim vorzeitigen Spielrecht, bei denen Änderungen vorgenommen wurden. Nur knapp verfehlte der Vorstoß des KFA Nordthüringens, die Entfernungskilometerzahl aus den Durchführungsbestimmungen zum Zweitspielrecht zu streichen, die Mehrheit.
In einem Antrag zur Schiedsrichterordnung stimmte mehr als die Hälfte der Delegierten für den Passus, den der KFA Ostthüringen einbrachte. Danach soll ein Schiedsrichter, der sich vom bisherigen Verein abmeldet, aber keinem anderen anschließt, noch für das Soll des „alten“ Vereins angerechnet werden.
Einlass in diese Ordnung fand auch ein Vorschlag des KFA Nordthüringen, dass der aufnehmende Verein eines Unparteiischen, der innerhalb von zwei Jahren nach der Schiedsrichterprüfung wechselt, dafür eine Ausbildungsentschädigung zahlen muss.
Nordthüringen scheiterte in der Jugendordnung mit dem Vorstoß, dass Mädchen in Jungenmannschaften zwei Jahre älter sein dürfen. Auch Ostthüringen fand keine Mehrheit mit der Absicht, dass in verschiedenen Altersklassen beliebig viele Vereine eine Nachwuchs-SG gründen können.
Ein Staffelleiter muss, wie vom KFA Jena-Saale-Orla gewünscht, nicht innerhalb von sieben Tagen eine Strafanordnung zustellen. Das sei im Ehrenamt nicht zu machen, betonte Sven Wenzel. Mehrheitlich waren die Teilnehmer hingegen der Meinung, dass fehlende Schiedsrichter im Jugendbereich nur mit Geldstrafen sanktioniert werden.
Recht zügig wurde dann zur Geschäfts-, Finanz-, Ehrungs- und Ausbildungsordnung votiert. Wohl auch ein Zeichen für die gute Vorbereitung der verantwortlichen Ausschüsse, der Arbeitsgruppe (AG) „Satzung und Ordnung“ und des Vorstandes. Denn bei diesen Abstimmungen gab es so wie zuvor erneut durchweg deutliche Zustimmungen für die Vorstandsvorlagen.
Dazu gehörte auch der Antrag in der Finanzordnung, künftig Mitgliedsbeiträge zu erheben. Wie der Präsident erläuterte, sei der TFV der einzige Verband im Landessportbund (LSB) Thüringen und auch im DFB ohne Mitgliedsbeiträge. Das bedeute nicht, dass man schon jetzt damit beginne, diese einzukassieren. aber durch den Beschluss sei man als Verband auf den „Tag X“ vorbereitet, hätte in den nächsten Jahren kein zu hohes finanzielles Risiko zu tragen und müsse beispielsweise auch nicht die Aktivbeiträge erhöhen. Diese Überlegungen trugen die meisten Delegierten mit und stimmten dafür.
Auch das Ausbildungskonzept zur Einführung einer Trainerlizenzpflicht und die vorgeschlagenen Änderungen in der entsprechenden Ordnung, für die sich Mike Noack, der Vizepräsident gesellschaftliche Verantwortung und Qualifizierung, stark machte, fand das Wohlwollen der Delegierten. Die Trainerlizenzpflicht gebe es, so der Redner, bereits in 15 Landesverbänden.
Doch noch eine Abstimmung erwartete die Abgeordneten aus den Kreisen und Vereinen kurz vor dem Ende. Sie mussten entscheiden, ob die Wahlperiode bis zum Frühjahr 2024 oder 2025 gehen solle. 41 Stimmen gab es für 2024, 28 für das Jahr darauf.
Wie der TFV-Präsident informierte, werden die Beschlüsse vom 5. Juni demnächst auf der Internetseite des TFV unter www.tfv-erfurt.de eingestellt. Eine Broschüre mit allen wichtigen Dokumenten folgt später.
In seinen abschließenden Bemerkungen machte Udo Penßler-Beyer auch deutlich, dass die letzten zwölf Monate für viele Funktionäre im Ehrenamt von einem Arbeitspensum weit über das normale Maß hinaus geprägt gewesen seien. Dabei hätte man jedoch auch manche Baustelle selbst fabriziert. „Doch wir haben alles nach bestem Wissen und Gewissen getan“, bekräftigte er. Nun hoffe er auf eine Saison unter normalen Rahmenbedingungen und mit Zuschauern und fügte hinzu: „Ich wünsche mir auch einen fairen Umgang zwischen Vereinen und Funktionären und zwischen Kreisen und dem Verband und erwarte eine sachbezogene Arbeit auf allen Ebenen.“ Danach schloss der TFV-Präsident den 9. Verbandstag.
Quelle: TFV / H. Gerlach